Mit Humor zum Sieg – Ein Gespräch mit dem Gewinner-Team des 2. Nano-Kurzfilm-Festivals

“Der Pfiffig” … Charme und Fachwissen auf dem Gewinnerpodest des 2. Nano-Kurzfilm-Festivals…Anja Richter, science2public, im Gespräch mit den Machern des Spots…

Mit Witz und Esprit überzeugten die beiden Nachwuchswissenschaftler Benjamin Gesemann und Peter Nolte beim 3. nanospots Kurzfilm-Festival das Publikum und räumten mit ihrem Dr. Pfiffig den Hauptpreis von 5.000 € ab. Die beiden Physiker studierten gemeinsam in Paderborn und wechselten für die Promotion in die Fachgruppe Mikrostrukturbasiertes Materialdesign an die Martin-Luther-Universität in nach Halle (Saale). Das Nano-Kurzfilm-Festival stellte für die beiden vor allem eine gute Gelegenheit dar Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und der breiten Öffentlichkeit auf spritzige Art die weite Welt des Nanokosmos und seiner Anwendungen aufzuzeigen.

(AR) Wie haben Sie (2013) von nanospots erfahren?

BG: Wir sind ja schon 2012 auf den Wettbewerb aufmerksam geworden, da schon die erste Runde in Halle stattgefunden hatte. Da waren wir beide als Zuschauer im Publikum. Uns ist aufgefallen, dass es 2012 keinen einzigen Beitrag aus Halle gab. Bereits da fanden wir dies schade, zumal der Wettbewerb aus Halle organisiert wird und wir doch eine ganze Menge Forschungseinrichtungen haben. Bereits da war die Motivation da das im nächsten Jahr zu ändern und dafür zu sorgen, dass wir auch einen lokalen Beitrag zum Event haben.
Wir sind dann wieder durch die neue Ausschreibung 2013 darauf aufmerksam geworden und haben uns überlegt, dass man da doch mal was machen müsste.

Was genau will Ihr Spot?

BG: Er möchte einfach ein bisschen anders sein als die Beiträge, die wir im Jahr zuvor gesehen haben. Es war zwar vom Bildmaterial her alles dabei – es gab Beiträge, die aufwendig und teuer produziert wurden; es gab Beiträge, die mehr in Heimarbeit entstanden sind – jedoch hat uns ein bisschen gestört, dass die Beiträge in der Regel für andere Anlässe produziert wurden und keinen direkten Bezug zum Wettbewerb aufwiesen. Uns hat der Charme an manchen Beiträgen gefehlt. Wir wollten das Ganze etwas persönlicher angehen.

PN: Außerdem wollten wir unsere Freude am Forschen vermitteln.

Wie viel Realität ist dran an den Nanoanwendungen, die Sie darstellen? Sind diese so auch schon auf dem Markt?

PN: Die gezeigten Technologien sind zum Teil schon länger am Markt. Genaugenommen sind die meisten Standardbeispiele für Nanotechnologie.

BG: … allerdings haben wir natürlich für die visuelle Umsetzung ein bisschen übertrieben um es ein bisschen interessanter zu machen für den Zuschauer. Mit der Haarwuchsanwendung wollten wir beispielsweise einfach mal einen kleinen Ausblick bringen, auch wenn es jetzt nicht der aktuelle Fokus der Forschung und Entwicklung ist, aber … wer weiß.

Nanotechnologie ist im öffentlichen Diskurs immer wieder mit Ängsten besetzt. Je näher der menschliche Körper an Produkten der Nanotechnologie herankommt, desto größer wird die Unsicherheit.  Wie gehen Sie selbst als Nanoforscher damit um?

BG: Man muss sich natürlich schon genau überlegen, wo Risiken und Gefahren sind. Ich denke mal in der Bevölkerung hat gerade auch in den letzten Jahren, die aufgekommene Feinstaubdiskussion dazu beigetragen, dass da mehr Ängste zu Nanopartikeln sind. Die Physik und die Forschung nutzen eben gerade den Effekt aus, dass sich die Eigenschaften von bestimmten Stoffen für Nanopartikel ändern. Da sind viele Effekte, die man positiv ausnutzen kann, für verschiedenste Anwendungen, das kann natürlich auch nachteilig sein, dass eigentlich ungiftige Materialien in Form von Nanopartikeln für den Körper dann schädlich sind. Deswegen gibt es hier viele Forschungsgebiete und auch Förderprogramme, in denen es darum geht die Toxizität von bestimmten Nanopartikeln weiter zu erforschen, so dass eben nicht nur der Nutzen, sondern auch eventuelle Risiken genau abgeschätzt werden können.

PN: Als Forscher arbeitet man oft mit Materialien und Techniken deren Gefahren noch nicht vollständig bekannt sind. Aus diesem Grund arbeite ich immer unter der Annahme der größten Gefährdung und achte darauf möglichst umsichtig und sorgfältig zu arbeiten.

Welche Empfehlungen geben Sie Verbraucherinnen und Verbraucher als Experten? Glauben Sie, dass es tatsächlich im Alltag Gefahren gibt?

BG: Ohne jetzt ein Fachmann auf dem Gebiet zu sein, bzgl. Nanopartikeln in Lebenmitteln, Kosmetik oder anderen Produkten, vertraue ich selbst als Verbraucher darauf, dass wir in Deutschland sind und wir zum einen für alles, was auf dem Markt kommt recht strenge Prüfungskriterien haben und zum anderen weiß ich ja auch, dass sich andere Kollegen mit dem Thema als Fachgebiet beschäftigen. Deswegen mache ich mir bei zugelassenen Produkten, die ich auf dem Markt kaufen kann weniger Sorgen.

Ihr Spot besticht durch seinen Humor. Wie wichtig war Ihnen der Spaß und Humor bei der Entwicklung Ihres Spots und generell Ihrer Teilnahme?

BG: Neben der Präsentation, der Ausschreibung und dem Preisgeld, war der Spaß bei der Produktion eigentlich der Hauptantrieb, den wir hatten. Wir haben uns über mehrere Wochen lang lustige Szenen ausgedacht. Diese ganzen Vorüberlegungen haben uns so viel Spaß und Vorfreude gemacht, dass wir relativ kurz entschlossen das entsprechende Equipment zusammengeliehen haben um zu versuchen einen Teil der Szenen filmisch abzulichten.

PN: Humor halte Humor generell für eine gute Möglichkeit Dinge zu vermitteln. Ich glaube das die Freude am Entdecken und Ausprobieren die Hauptmotivation für die allermeisten Forscher ist.

Ist Humor aus Ihrer Sicht ein gutes Stilmittel für eine neue Art der Wissenschaftskommunikation?

BG: Ich denke schon. Ich denke, es muss alles drin sein. Ein Beitrag, der nur Witze und Scherze macht, ermüdet wahrscheinlich auch schnell. Deswegen muss es ein gesunder Mix sein, es muss ein bisschen Humor drin sein, die Fakten müssen natürlich stimmen. Man kann ruhig Gebrauch von den verschiedenen Stilmitteln machen um das eigentlich langweilige Thema zu vermitteln. Es ist natürlich kein langweiliges Thema, aber viele denken an ihre Schulzeit zurück, wo Chemie, Physik, Mathe nicht gerade die Fächer waren, die am meisten Spaß gemacht haben.

Mal ehrlich: Wieviel Zeit (in Stunden) und wie viel Geld (in Euro) haben Sie in den Film gesteckt? (Dr. Pfiffig)

BG: Wir haben auf jeden Fall eine Leihgebühr für die Kamera, die wir vom Asta hatten, bezahlt…maximal 10 Euro. Die Überlegung der Szenen im Kopf war ein Prozess über mehrere Wochen. Die genaue Umsetzung war dann relativ komprimiert. Das heißt, wir haben an einem Wochenende die Szenen gefilmt und dann ein zweites Wochenende dafür verbraucht diese zu schneiden.

PN: Insgesamt haben wir ca. 60 Stunden daran gearbeitet.

BG: Man sieht dann leider erst beim Schnitt, was man filmisch hätte anders machen sollen: rein von der Kameraführung; wann man eine Szene startet und stoppt; wie viel Vorlauf, Nachlauf man benötigt und so weiter. Wenn man Zeit gehabt hätte, hätte man die ein oder andere Szene nochmal drehen können, aber wir mussten dann halt mit dem Material arbeiten, das wir hatten.

Wir bieten den Einreichern individuelle Nachbearbeitung durch unsere Filmprofis an. Haben Sie dieses Angebot wahrgenommen? (bitte kurz schildern, wenn ja wie)

BG: Ursprünglich hatten wir versucht, die Story komplett ohne Text erzählen zu lassen. Es hat sich dann aber schnell herausgestellt, dass es schwer ist die Inhalte nur durchs Bild zu vermitteln. Dann haben wir den Text dazu geschrieben und hatten den ursprünglich auch selbst eingesprochen.
Im Nachgang, als verkündet wurde, dass wir in den TopTen waren haben wir dann auf Anraten des Teams um Yve Fehring zum einen noch die musikalische Untermalung und Geräusche ergänzt um die Aktivitäten authentischer zu machen. Die Musik ist freie Musik. Und den Text haben wir dem Team um Yve Fehring gegeben und der wurde von einem professionellen Sprecher eingesprochen.

Was haben Sie für sich aus dieser Erfahrung gewonnen? Sind Sie, ist Ihr Spot bekannt(er) geworden?

BG: In der Tat hat mich die ein oder andere Person einmal darauf angesprochen. Was dann ganz seltsam war, da es Leute von außerhalb waren, die ich nicht kannte oder nur einmal getroffen hatte. Das war dann darauf zurückzuführen, dass in der Presse gut berichtet wurde über den Wettbewerb. In dem Fall war es ein Student von einer anderen Uni, der zu Besuch bei uns war um im Labor zu arbeiten. Der meinte: „Hey, ich kenne dich. Ich habe dich im Internet gesehen.“

PN: Ich glaube nicht, dass der Film mich bekannter gemacht hat.

Was würden Sie neuen Teilnehmerinnen und Teilnehmern von nanospots als Nano-Kurzfilm-Wettbewerb empfehlen?

PN: Ich würde sagen, dass eine gute Idee wichtiger ist, als eine durchgestylte Darstellung.

BG: Die Empfehlung von meiner Erfahrung vom letzten Jahr: nicht zu spät mit dem Filmen anzufangen, sodass man dann auch noch Zeit hat, sich das Material anzugucken. Oft ist es so, dass später wieder neue Ideen kommen. Kreativität ist ja auch ein Prozess, der sich entwickelt mit der Zeit, d.h. man kann das Ganze ruhig über längere Zeit als Hobby aufbauend betreiben.

Ihr habt ja im Grunde ein Gesamtkonzept daraus gemacht. Ihr habt einen Film eingereicht und seid dann auch als Dr. Pfiffig und sein Kollege auf dem Festival aufgetreten. Glaubst Du, dass das zielführend war?

BG: Ich denke schon, dass das seinen Teil dazu beigetragen hat. Uns ist 2012 beim Festival aufgefallen, dass die Atmosphäre eher zurückhaltend ruhig war. Wir dachten uns, dass es doch keine schlechte Idee wäre hier ein bisschen herauszustechen und für Auflockerung zu sorgen. Da traf es sich ganz gut, dass es zwischen den Filmvorführungen in der Abstimmungsphase auch eine Pause gab, wo die Gruppen Zeit hatten sich zu präsentieren und mit der Jury und den anderen Zuschauern in einen Dialog zu treten. Für uns lag es natürlich nahe, dass wir die Figur aus dem Film dann weiter leben lassen haben. Das Ganze ein bisschen authentischer zu verkaufen, sag ich mal.

Wie gefällt Ihnen unser neues Thema: Die Welt verändern mit Nano – wie sieht unser Leben 2020 aus? Siend Sie wieder dabei?

BG: Das ist, wenn man unseren Film betrachtet, theoretisch die genaue Anknüpfung. Unser Film zeigt, wo und in welcher Form wir heutzutage schon in Kontakt mit Nanopartikeln sind. Die Frage, was in Zukunft noch kommen wird ist natürlich das, was sich der Verbraucher, was sich jeder Mensch auch fragt. Das ist der Grund, weswegen es Science Fiction Filme im Fernsehen gibt.

PN: Das Thema gefällt mir gut, aber leider habe ich dieses Jahr keine Zeit am Wettbewerb teilzunehmen.

BG: Bei mir passt es in diesem Jahr aus persönlichen Gründen leider auch nicht. Ansonsten hätte ich gerne nochmal einen Beitrag eingesendet um in ähnlichem Stil, aber vielleicht ein bisschen professioneller wirkend noch einmal einen Beitrag nachzuschieben. Wir haben natürlich nach dem letzten Wettbewerb auch gleich Ideen gehabt, was man für eine nächste Wettbewerbsrunde machen könnte. Man hat schon Lunte gerochen und Spaß bekommen die wissenschaftliche Arbeit medial für Nichtwissenschaftler aufzubereiten.

Herzlichen Dank für das Interview!